„Faulheit“, sagt Prof. Dr. Philip Sommer ohne zu zögern, als er gefragt wird, welches Laster dem Herzen am meisten schade. Der Direktor der Klinik für Elektrophysiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW hat sich auf der 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim Zeit genommen, um über moderne Behandlungsmethoden für Herzrhythmusstörungen zu sprechen.

Sommer erklärt, dass sich die Katheterablation in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt habe. Bei der häufigsten Rhythmusstörung – dem Vorhofflimmern – setze man heute vor allem auf die sogenannte Pulsed-Field-Ablation. „Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir seit einigen Wochen eine erste Studie haben, die tatsächlich eine Überlegenheit der Pulsed-Field-Ablation gegenüber dem Kryoballon gezeigt hat“, sagt er. Diese Methode arbeite nicht mit Hitze oder Kälte, sondern mit elektrischen Impulsen – und sei damit besonders schonend. „Komplikationen wie eine Verletzung des Zwerchfellnervs oder der Speiseröhre sind bis heute nicht gesehen worden.“

Auf die Frage, was man als Patient vor einer Ablation machen sollte, verweist er auf die oft lange Leidensgeschichte vieler Betroffener. Einige probierten jahrelang Medikamente, andere kämen heute viel früher. „Je früher rhythmisierend eingegriffen wird, desto günstiger ist das Outcome – egal ob Schlaganfälle, Herzschwäche oder andere Folgen.“

Ein Punkt, der selten beachtet wird: der Elektrolythaushalt. „Wahrscheinlich einer der am wenigsten beachteten Faktoren, die bei Rhythmusstörungen eine große Rolle spielen können“, sagt Sommer. Kalium und Magnesium könnten bei Mangel gezielt ausgeglichen werden – aber bitte nur nach ärztlicher Rücksprache.

Der Eingriff selbst dauere mit Pulsed-Field oft nur 45 Minuten. „Für den Patienten ähnelt es einer Vollnarkose, aber in der Regel ohne Anästhesisten.“ Man verwende Propofol, wie bei einer Magenspiegelung – erst wenn der Patient schläft, beginne man mit der Arbeit.

Nach der Prozedur bleibe man 24 Stunden in der Klinik. Reha-Maßnahmen? „Können leider von den Kassen nicht übernommen werden.“ Wichtig sei aber, den Lebensstil anzupassen: Gewicht reduzieren, Blutdruck und Diabetes optimieren. „Der Eingriff allein und dann zurück auf die Couch mit einer Tüte Chips – das wird nicht zum gleichen Erfolg führen“, betont Sommer.


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