Herzklappenerkrankungen sind häufige kardiologische Befunde, insbesondere bei älteren Menschen. Wann eine Operation notwendig ist, wie sie abläuft, welche Risiken bestehen und wie die Nachsorge aussieht, erklärt Prof. Dr. med. Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité Berlin, im Interview mit Lukas Hoffmann auf der 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim (April; 2025). 

Ein zentrales Symptom, das auf eine Herzklappenerkrankung hinweist, ist Luftnot, betont Falk. Weitere Warnzeichen sind Belastungseinschränkungen, z. B. beim Treppensteigen, Herzrhythmusstörungen wie Herzstolpern oder Herzschmerzen, etwa bei einer Aortenklappenverengung. Diese Beschwerden entwickeln sich oft schleichend. „Das ist wie so ein Rohr, das langsam zugeht“, sagt Falk. „Das Herz kompensiert, also es pumpt kräftiger“. Häufig bemerken Patientinnen und Patienten die Symptome erst bei körperlicher Belastung – ein Grund, warum regelmäßige Bewegung ein wichtiger Indikator für die eigene Herzgesundheit ist.

Zur Behandlung stehen heute verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung. Bei einer stark verkalkten Aortenklappe wird diese meist ersetzt, da Reparaturen nicht mehr möglich sind. Dabei kann entweder chirurgisch oder minimalinvasiv per Katheter vorgegangen werden. Letzteres geschieht über die Leistenarterie. „Die neue Klappe übernimmt sofort die Funktion“, erklärt Falk. Für viele Patientinnen und Patienten ist dieser Eingriff besonders schonend, da er unter lokaler Betäubung durchgeführt werden kann.

Bei der chirurgischen Methode wird die defekte Klappe entfernt und durch eine neue ersetzt. Diese Operation kann klassisch durch eine Öffnung des Brustbeins erfolgen, wird heute jedoch zunehmend endoskopisch durchgeführt. „Wir machen das heute endoskopisch, sodass es für die Patienten auch nicht mehr belastend ist als ein Kathetereingriff“, sagt Falk.

Eine häufige Operation betrifft auch die Mitralklappe, die bei primären strukturellen Problemen oft erfolgreich rekonstruiert werden kann. „Diese Klappen können wir operativ sehr gut reparieren“, sagt Falk. Bei Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche, bei denen die Undichtigkeit durch eine vergrößerte Herzkammer verursacht wird, kommen alternativ katheterbasierte Clip-Verfahren zum Einsatz.

Das Risiko einer Herzklappenoperation ist heute vergleichsweise gering, sofern keine schweren Begleiterkrankungen bestehen. „Die Sterblichkeit liegt so um die 1 %“, sagt Falk. Schlaganfälle treten ebenfalls mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 1 % auf – unabhängig davon, ob der Eingriff operativ oder kathetergestützt erfolgt. Höher ist das Risiko bei älteren, multimorbiden Patientinnen und Patienten oder bei Reoperationen, bei denen bereits vorhandene Implantate entfernt werden müssen.

Nach dem Eingriff ist der Aufenthalt im Krankenhaus meist kurz: „Nach dem Kathetereingriff zwei bis drei Tage, nach einer Operation so vier bis sieben Tage“, sagt Falk. Die Aufenthaltsdauer im Klinikum sei von dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten abhängig. In der Regel wird eine Anschlussheilbehandlung in einer kardiologischen Rehabilitationsklinik empfohlen. „Es ist nicht schlecht auch noch mal mit ein bisschen Abstand von der Operation etwas über die Erkrankung zu lernen“, so Prof. Falk. In der Reha kann auch die körperliche Belastbarkeit unter ärztlicher Anleitung neu eingeschätzt und gesteigert werden.

Je nach verwendeter Herzklappe ergeben sich unterschiedliche Anforderungen für die Nachsorge. Biologische Klappen bestehen aus Herzbeutelgewebe von Rind oder Schwein. Diese lösen in der Regel keine Immunreaktion aus, da sie chemisch vorbehandelt werden: „Das was die Immunantwort auslösen könnte wird durch eine spezielle chemische Behandlung quasi unkenntlich gemacht“, erklärt der Chef des Berliner Herzzentrums. Eine dauerhafte Einnahme von Blutverdünnern ist bei biologischen Klappen nicht nötig.

Bei mechanischen Klappen hingegen ist eine lebenslange Antikoagulation erforderlich. Die Patientinnen und Patienten werden in die Selbstkontrolle mit Messgeräten eingewiesen und durch digitale Anwendungen unterstützt. „Das Beste ist, dass die Patienten selber das Monitoring machen“, sagt Falk.

Insgesamt könnten durch moderne Verfahren und eine gute Nachsorge inzwischen auch ältere und vorerkrankte Patientinnen und Patienten mit hoher Sicherheit behandelt werden. Wichtig bleibt eine frühzeitige Diagnostik – insbesondere bei Luftnot und Leistungsabfall – und die Wahl eines erfahrenen Zentrums: „Dass der Eingriff dort häufig gemacht wird“, sei ein zentrales Kriterium für die Klinikentscheidung.