Mobilisation nach Hüft-TEP
Radfahren ist auch mit einer künstlichen Hüfte möglich, ©pasja1000/CC0

Wie lebt man mit einer künstlichen Hüfte? Was darf man tun, was ist verboten? Hier wird auf einige wichtige Punkte eingegangen. 

Ein Beitrag von Prof. Dr. Thorsten Gehrke und Lukas Hoffmann

Nun sind fünf bis acht Wochen seit der Operation vergangen. Sie haben den Aufenthalt in der Rehaklinik hinter sich gebracht und sind bereit für den Start in das Leben mit einer neuen Hüfte. Jetzt kommt es darauf an, dass Sie sich gesund ernähren, ausreichend bewegen und erholsam schlafen.

Ernährung

„Du bist, was du isst“, hat der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach gesagt. Ernährung spielt bei jedem Menschen eine große Rolle, aber nach einer Operation und der damit verbundenen Schwächung des Organismus ist sie umso wichtiger. Zudem verringert Übergewicht die Haltbarkeit der Prothesenverankerung.

Es gibt zwei Gründe für Übergewicht. Erstens: Die Genetik, also ob man „Fettgene“ von den Eltern und Großeltern vererbt bekommt. Zweitens: Ein schlechter Lebensstil. Auch wenn man eine Veranlagung für zusätzliche Pfunde hat, muss man aber nicht dick werden, wenn man das richtige isst. Heißt im Klartext: Die Nahrung soll nicht in Fettpölsterchen gespeichert werden, sondern im Rahmen des Stoffwechsels sinnvoll verbrannt werden.


(Anzeige): Welche Hilfsmittel werden für Hüftpatienten von der Krankenkasse bezahlt? Welche Rehabilitationseinrichtungen sind für Hüftpatienten geeignet? Welche Lebensweise empfehlen die medizinischen Leitlinien für Hüftpatienten? Thorsten Gehrke, Chefarzt der Helios Endo Klinik Hamburg, und Lukas Hoffmann, Journalist beim Handelsblatt, haben einen Ratgeber für Hüftprothesen-Patienten geschrieben. Dieser Artikel ist ein Kapitelauszug. Klicken Sie auf das Bild, um bei Amazon mehr über das Buch zu erfahren! 

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Fett macht nicht nur dick, sondern auch krank. Es führt zur Verkalkung unserer Gefäße, zur sogenannten Arteriosklerose. Bei dieser Krankheit werden Fette in die innere Wandschicht der arteriellen Blutgefäße eingelagert. Wenn die Blutgefäße verkalken, also dicht sind, kann das Blut nicht mehr fließen und der gesamte Organismus gerät in Ungleichgewicht. Folgen sind Herzschmerzen, Beinschmerzen, eine verminderte Belastbarkeit und Gedächtnisstörungen. Ist die Arteriosklerose fortgeschritten, kann es zu einem Herzinfarkt oder zu einem Schlaganfall kommen.

Nicht weniger essen, sondern besser

Ernährungsgewohnheiten haben sich über Jahrzehnte eingestellt. Das Sortiment des Supermarkts ist begrenzt und die eigenen geschmacklichen Vorlieben geben zudem den Speiseplan vor. In der Rehaklinik haben Sie bereits die Möglichkeit, eine Ernährungstherapie in Anspruch zu nehmen. Doch welche Rezepte eignen sich für den heimischen Kochtopf? Sprechen Sie mit dem Ernährungsberater in der Rehaklinik über gute Rezeptbücher! Oder wenden Sie sich an den Verein CookUOS. Er wurde von Wissenschaftlern gegründet, die sich für eine nachhaltige und gesunde Ernährung einsetzen.

Grundsätze gesunder Ernährung

Meiden Sie Fertignahrung! Wir sind genetisch nicht auf industriell verarbeitete Nahrungsmittel programmiert, sondern auf Naturnahrung. 100 Gramm Pellkartoffeln enthalten 0,3 g Fett, während 100 Gramm Kartoffelchips 40 g. Fett enthalten. Das ist ein Unterschied von 500 Kalorien. Also: Besser nicht die Fertiglasagne aus dem Tiefkühlregal in den Einkaufswagen legen, sondern frische Zutaten vom Wochenmarkt holen.

Richtige Beilage wählen! Wir sind an Braten mit Knödeln, an Nudeln mit Sahnesoße oder an ein Wienerschnitzel mit Pommes gewöhnt. Sie dürfen diese Gerichte auch in Zukunft essen, allerdings in veränderter Form. Die Zauberformel heißt: Entweder…oder.

Essen Sie Braten, aber verzichten Sie auf die Knödel und verzehren dazu zum Beispiel einen leckeren Salat. Entscheiden Sie sich für die Pasta, aber wählen Sie nicht die Sahnesoße, sondern Gemüse als Beilage. Genießen Sie ein Wienerschnitzel, aber lassen sie die Pommes weg und wählen stattdessen Naturreis.

Die Kombination von Fetten (zum Beispiel Braten) und Kohlenhydraten (zum Beispiel Knödel) ist schlecht. Die Kohlenhydrate liefern schon ausreichend Energie für den Körper, so dass die Fette komplett als Fettpolster abgespeichert werden.

Besser Olivenöl als Butter! Butter, Sahne und Margarine sind hauptverantwortlich für den hohen Cholesteringehalt im Blut. Verwenden Sie lieber flüssiges Fett, zum Beispiel Olivenöl. Sie essen schon seit Kindheitstagen Ihre Butterstulle zum Abendbrot? Versuchen Sie die Butter wegzulassen und die Scheibe Salami durch mageren Käse oder magere Wurst zu ersetzen.

Essen Sie Obst und Gemüse! Obst liefert Vital- und Ballaststoffe, besonders gesund sind Äpfel, Aprikosen, Avocados, Erdbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Feigen. Gemüse ist immer gesund. Es enthält vor allem sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die Abwehrkräfte stärken und zum Beispiel auch vor Krebs schützen.

Trinken Sie ausreichend! Trinken Sie täglich zwei bis drei Liter Flüssigkeit, am besten Mineralwasser ohne Kohlensäure. Auch wenn Sie sich nicht bewegen, verlieren sie jeden Tag zwei bis drei Liter Flüssigkeit und müssen nachtanken. Verzichten Sie möglichst auf Bier und gezuckerte Getränke. In 1,5l Cola stecken 35 Würfelzucker. Bier enthält das Kohlenhydrat Maltose, das zu einer verstärkten Ausschüttung von Insulin führt. Dadurch wird die Produktion des Schlankmacherhormons Glukagon gehemmt und Fett lagert sich ab.

Tee dürfen Sie trinken, ebenso Kaffee. Letzteres aber in Maßen. Mehr als drei Tassen Kaffee sollten es pro Tag nicht sein. Auch ein Glas trockener Rotwein ist erlaubt. Es schützt Herz und Gefäße vor Verkalkung und führt so zu einer besseren Fließfähigkeit des Blutes.

Der wichtigste Fatburner ist aber keine Zutat, sondern…

Bewegung

Sport ist gesund

In der Regel können Sie frühestens sieben Monate nach der Operation wieder mit der sportlichen Betätigung beginnen. Die Grundvoraussetzung für die Wiederaufnahme von sportlichen Aktivitäten ist die einwandfreie Funktionalität Ihres neuen Gelenks in Ihrem Muskelkorsett und die stabile, knöcherne Verankerung der Prothese. Sprechen Sie, bevor Sie Sport machen, in jedem Fall mit Ihrem Orthopäden. Wenn Sie einen unauffälligen Röntgenbefund, ein ausreichend belastbares Herzkreislaufsystem haben und keine belastungsabhängigen Schmerzen mehr verspüren, steht Ihrer sportlichen Betätigung nichts mehr im Wege.

Allerdings gibt es einige Sportarten, die Sie nun nicht mehr ausüben sollten. Hierzu gehören Aktivitäten, die das Gelenk durch ruckartige Bewegungen und Stöße belasten, wie zum Beispiel die Kontaktsportarten Fußball, Volleyball oder Handball. Auch Reiten ist nicht ratsam, weil dabei durch das weite Abspreizen der Beine eine verstärkte Außendrehung der Hüfte provoziert wird.

Sportarten, die mit rhythmischen und kontrollierten Bewegungen verbunden sind, wird Ihnen der behandelnde Orthopäde ausnahmslos empfehlen. Dazu gehören zum Beispiel Aquajogging, Radfahren oder Schwimmen. Aber auch Sportarten mit einer größeren Dynamik, wie Rudern, Tanzen oder Kegeln, sind möglich. Hier müssen dann jeweils bestimmte Verhaltensregeln eingeübt werden. Beim Rudern ist zum Beispiel darauf zu achten, dass beim Ein- und Aussteigen aus dem Boot das betroffene Bein nicht zu weit abgespreizt wird.

Reisen

Auf Urlaubsreisen müssen Sie mit einer künstlichen Hüfte nicht verzichten. Sie können, wie vor der Operation, im Flugzeug, im Auto oder im Zug reisen. Jedes Transportmittel hat seine Vor- und seine Nachteile. Grundsätzlich gilt: Versuchen Sie bei längerem Sitzen die Füße zu bewegen, indem Sie zum Beispiel die Zehen im Schuh krallen oder die Füße nach oben und unten bewegen. Gehen Sie, sofern möglich, kurze Strecken im Flugzeug oder im Zugabteil. Bei längerem Sitzen kann sich Blut und Gewebewasser in den Beinen sammeln.

Auto
Beim Reisen mit dem Auto können Sie Pausen machen, wann Sie möchten. Das ist der Vorteil. Allerdings ist der Raum begrenzt und die Bewegung eingeschränkt. Alternativ steigen Sie nicht auf dem Beifahrersitz, sondern hinten ein. Nehmen Sie auf der Rückbank Platz und lagern Sie das operierte Bein schräg auf der Sitzbank.

Sie können auch selbst Auto fahren, müssen hier aber warten bis das operierte Bein wieder „bremssicher“ ist. In einer Notsituation müssen Sie schmerzfrei und schnell reagieren können. Wenn das linke Bein operiert wurde und Sie eine Automatik-Schaltung bedienen, können Sie sich unter Umständen direkt nach dem Krankenhausaufenthalt wieder hinter das Steuer setzen. Wurde das rechte Bein operiert, dürfen Sie frühestens ab der 7. Woche wieder Gas geben.

Zug
Bei kürzeren Inlandsreisen ist der Zug dem Auto oder dem Flugzeug vorzuziehen. Den im Abteil können Sie jederzeit aufstehen und sich bewegen und haben darüberhinaus ausreichend Platz, um das Bein hoch zu lagern. Zudem gibt es im Rahmen der Zugreise einen umfassenden Hilfsservice. Sie können Ihr Gepäck zum Beispiel durch einen Gepäckservice von Haus zu Haus versenden. So reisen Sie stressfrei und nur mit leichtem Handgepäck.

Falls Sie Ihr Gepäck mit sich nehmen möchten, gibt es verschiedene Hilfen am Bahnhof. Ein Mitarbeiter der Bahnhofsmission trägt Ihnen den Koffer zum Zug und hilft Ihnen beim Einsteigen. Allerdings gibt es nur in größeren Bahnhöfen eine Bahnhofsmission. Wenn Sie von einem kleinen Heimatbahnhof starten, muss der Nachbar oder der Partner tragen helfen.

Flugzeug
Mit dem Flugzeug können in kurzer Zeit große Strecken überwunden werden, das bedeutet für Sie: Die Zeit des Stillsitzens verkürzt sich. Allerdings haben Sie im Flugzeug nur sehr wenig Platz. Daher müssen Sie eine Flugreise gut vorbereiten. Insbesondere bei Langstreckenflügen besteht bei frisch operierten Patienten ein erhöhtes Thromboserisiko. Hier helfen Fertigspritzen, die Sie sich selbst spritzen können. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig (150ml Wasser/Stunde) und die Aktivierung der Muskulatur, indem Sie umher gehen oder die Beine im Sitzen durch rhythmische Gymnastik bewegen. 

Erschrecken Sie nicht, wenn die Metalldetektoren beim Check-In ausschlagen. Die Prothese kann Metallteile enthalten. Bitten Sie Ihren Arzt vor der Abreise um eine Bescheinigung, dass Sie Prothesenträger sind oder lassen Sie sich von Ihrem Operateur einen Endoprothesenpass ausstellen, auf dem das Operationsdatum, der Prothesentyp, das Material der Endoprothesenteile und die Daten für die Kontrolluntersuchungen vermerkt sind.

Schlaf

Ein dritter Baustein für ein gelingendes und zufriedenes Leben ist guter Schlaf. Unmittelbar nach der Operation werden Sie nicht so gut schlafen, wie in schmerzfreien, früheren Jahren. In den ersten Wochen nach der Operation müssen Sie auf dem Rücken schlafen. Dabei müssen die Beine, wie beim Ski fahren, einen gewissen Abstand haben, so dass es nicht zu einer Adduktion, also zu einer Beinbewegung hin zur Körpermitte kommt.

In den ersten Tagen nach der Operation wird das Bein in einer Schiene gelagert, so dass die Bewegung entsprechend eingeschränkt ist. In den darauffolgenden vier bis sechs Wochen kann ein festes Kissen, oder eine zusammengelegte Decke zwischen die Beine auf Höhe der Knie gelegt werden.

Nach circa einer Woche können Sie auf der gesunden, also nicht operierten Seite schlafen. Das operierte Bein muss dabei durch ein Kissen unterlagert werden. Es ist wichtig, dass das Kissen zwischen den Beinen in der Nacht nicht wegrutscht. Denn eine Beckendrehung gegen das operierte Bein kann zu einem Herausspringen (Luxation) des künstlichen Hüftgelenks führen. Binden Sie das Kissen an dem operierten Bein fest, wenn Sie ein unruhiger Schläfer sind. So gehen Sie auf Nummer sicher.

Sexualität

Bei der Sexualität gilt das gleiche, wie bei allen anderen Bereichen: Sie sollten alle Bewegungen schmerzfrei durchführen können. Wenn Sie zu Beginn die Bewegungen ohne Hast machen, kann nichts passieren. Grundsätzlich sollten Sie in jedem Fall frühestens sechs Wochen nach der Operation sexuell aktiv werden. Natürlich nur, sofern Sie dies wünschen. Manche Menschen leiden nach der Gelenkersatzoperation an der sogenannten Fatigue (Mattigkeit). Sie kann durch die Blutarmut in den ersten Wochen nach der Operation verursacht sein und bis zu drei Monate anhalten. Es kann auch sein, dass Sie sich nach der Operation unattraktiv fühlen und befürchten, dass der Partner keinen Verkehr mehr wünscht. Reden hilft!

Operierte Frauen

Operierte Frauen können auf dem Rücken liegen, so dass der Mann oben ist (Missionarsstellung). Sie darf das operierte Hüftgelenk aber nicht mehr als 90 Grad beugen und nur so weit spreizen, dass Sie keine Schmerzen hat. Auch die Löffelstellung ist möglich. Dabei liegen beide Partner auf der Seite, der Mann hinter der Frau. Bei der Hündchenstellung liebt der Mann von hinten. Auch diese Sexstellung kommt in Frage, wenn sie für die Frau schmerzfrei ist.

Operierte Männer

Operierte Männer sollten, so wie operierte Frauen, darauf achten in der ersten Zeit nach der Operation nicht das Hüftgelenk durch eine schwungvolle Bewegung zu überstrecken. Es bieten sich deshalb in den ersten sechs Monaten nach der Operation Positionen an, bei denen die Frau oben ist, wie zum Beispiel der Reitsitz. Später kann der Mann in allen Positionen Sex haben.

Auch wenn es um das sensible Thema Sexualität geht, ist ein Gespräch mit dem Orthopäden sinnvoll. Er hat derartige Gespräche in seiner langen Laufbahn als Arzt schon oft geführt und kann Ihnen Tipps geben.


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