Was gehört bei Herzpatienten unbedingt auf den Speiseplan? Auf diese Frage antworten Ärztinnen und Ärzte auf der 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim (April, 2025).
„Gemüse ist ganz wichtig“, sagt Dr. med. Jana Boer, Betreiberin einer internistisch-kardiologischen Praxis in Erfurt. Obst sei ebenfalls erlaubt, „wobei man einschränken sollte: nur eine Handvoll Obst am Tag.“ Grund dafür sei der Fruchtzucker, der sonst zu einer Fettleber führen könne.
Dr. med. Catharina Hamm, Praxisbetreiberin aus Bad Nauheim, ergänzt: „Eines meiner Lieblingslebensmittel sind Haferflocken – die esse ich tatsächlich jeden Morgen. Sie enthalten Beta-Glucane, die das LDL senken. Auch Rote-Bete-Saft und grünes Gemüse empfiehlt sie, weil beides den Blutdruck senkt und damit förderlich für die Herzgesundheit ist.
„Nicht so viele Kartoffeln, nicht so viel Reis – eher Obst und Gemüse, davon aber jede Menge“, sagt Michael Klinkhammer, Oberarzt am Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg. Sein Kollege PD. Dr. Dr. med. Robert Stöhr, Oberarzt an der Uniklinik Frankfurt a. M., ergänzt: „Und Vollkornprodukte würde ich empfehlen“.
Und welche Ernährungstipps geben ausländische Kardiologinnen und Kardiologen? Die US-amerikanische Cleveland Clinic ist weltweit für ihre kardiologische Forschung bekannt und belegt regelmäßig Spitzenplätze in Krankenhausrankings. Diese Lebensmittel sind laut der Ärztinnen und Ärzten der Cleveland Clinic besonders gut für das Herz:
Seefisch (Lachs, Hering, Makrele, Heilbutt, Thunfisch, Forelle)
Diese Fischarten enthalten viele gesunde Omega-3-Fettsäuren, die den Triglyceridspiegel senken und das gute HDL-Cholesterin im Blut erhöhen. Triglyceride sind Fette im Blut, die als wichtiger Indikator für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten. Ist der Triglyceridspiegel erhöht, steigt das Erkrankungsrisiko. HDL-Cholesterin hilft überschüssiges Cholesterin aus den Arterien zur Leber zu transportieren, wo es abgebaut und ausgeschieden wird. LDL-Cholesterin gilt dagegen als „schlechtes” Cholesterin, weil es Cholesterin in die Arterien transportiert und dort Ablagerungen bilden kann.
Die Ernährungsrichtlinien des US-Landwirtschaftsministeriums empfehlen für Erwachsene den Verzehr von acht Unzen Meeresfrüchten pro Woche (acht Unzen = 227 Gramm). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) folgt dieser Empfehlung, präzisiert sie jedoch: Es könnten zwei Fischmahlzeiten pro Woche sein. Einmal eine fettreiche Sorte wie Lachs, Makrele oder Hering (70 Gramm) und einmal eine fettarme Sorte (150 Gramm) wie Heilbutt oder Thunfisch. Die DGE weist darauf hin, dass Thunfisch ebenso wie Schwertfisch, Kabeljau, Weißfisch, Hecht oder Seehecht mit Quecksilber belastet sein kann. Bei einem wöchentlichen Verzehr von ein bis zwei Portionen überwiegen jedoch die gesundheitlichen Vorteile. Schwangere und stillende Frauen sollten den Verzehr dieser Fischarten einschränken.
Nüsse und Samen (Walnüsse, Leinsamen, Chiasamen, Kürbiskerne, Hanfsamen)
Omega-3-Fettsäuren kommen nicht nur in Fischöl, sondern auch in den oben genannten Nüssen und Samen vor. Allerdings handelt es sich hier um Alpha-Linolensäure (ALA) und nicht um langkettige n-3-Fettsäuren wie im Fisch. Aber Vorsicht: Die Fette aus Nüssen und Samen sind zwar gesund, aber auch kalorienreich. Eine Handvoll pro Tag reicht aus, um den Omega-3-Haushalt zu decken.
Beeren (Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren)
Beeren haben einen großen Einfluss auf die Herzgesundheit, weil sie viele Phytonährstoffe enthalten. Phytonährstoffe besitzen antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, die Zellschäden und Entzündungen in den Blutgefäßen reduzieren. Sie verbessern die Funktion der Endothelzellen, die die Innenwände der Blutgefäße auskleiden, und tragen so zur Verbesserung des Blutdrucks bei. Außerdem können Phytonährstoffe den Cholesterinspiegel senken, indem sie das „schlechte” LDL-Cholesterin reduzieren und das gute HDL-Cholesterin erhöhen.
Hafer und andere Vollkornprodukte (brauner Reis, Quinoa, Farro)
Vollkornprodukte enthalten neben langkettigen Kohlenhydraten auch Ballaststoffe, die nicht nur für ein schnelleres Sättigungsgefühl sorgen. Sie senken auch den Blutdruck und den Cholesterinspiegel. Der positive Effekt auf die Gefäße macht sich schnell bemerkbar. Die Cleveland Clinic verweist auf eine Studie, die gezeigt hat, dass sich der Cholesterinspiegel bei den Teilnehmern, die Haferflocken in ihren täglichen Speiseplan integriert hatten, bereits nach sechs Wochen deutlich verbessert hatte.
Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Pintobohnen, Kidneybohnen)
Der Verzehr von Hülsenfrüchten wirkt sich ebenfalls positiv auf die Herzgesundheit aus. Sie sind reich an Ballaststoffen, die den Blutdruck senken, indem sie helfen, überschüssiges Natrium aus dem Körper auszuscheiden. Auch das gute HDL-Cholesterin kann durch den Verzehr von Hülsenfrüchten erhöht werden.
Produkte auf Sojabasis (Tofu, Edamame-Bohne)
Sojaprodukte sind reich an löslichen Ballaststoffen und pflanzlichen Proteinen, die das LDL-Cholesterin senken. Außerdem enthalten sie Phytonährstoffe, die Entzündungen im Körper reduzieren.
Gemüse
Gemüse ist reich an Nährstoffen, Ballaststoffen und Antioxidantien und immer eine gute Wahl. Die Cleveland Clinic empfiehlt ihren Patienten, „den Regenbogen zu essen”, da Gemüse in verschiedenen Farben unterschiedliche Phytonährstoffe und Antioxidantien enthalten. Auf den Teller gehört also etwas Oranges (Karotte oder Kürbis), ein roter Farbtupfer (Tomate oder Rote Bete), ein Gelbton (gelbe Paprika) und ein Hauch von Grün (Salat oder Spinat).
Dunkle Schokolade
Dunkle Schokolade enthält Flavonoide, die das Blut flüssig halten und so den Blutdruck verbessern. Außerdem schützen sie die Zellen vor freien Radikalen, die Gefäße zerstören und Entzündungsprozesse auslösen. Achten Sie beim Kauf von dunkler Schokolade auf einen Kakaoanteil von mindestens 75 Prozent. Je höher er ist, desto mehr Flavonoide sind in der Schokolade enthalten. Mehr als 20 bis 25 Gramm Schokolade pro Tag sollten es aber nicht sein. Denn dunkle Schokolade ist zwar nicht so süß wie Milchschokolade, aber immer noch ein Genussmittel mit einem hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren.
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