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Wer den Verdacht hat, mit dem Coronavirus infiziert zu sein, kann sich per Video mit einem Arzt vernetzen. Aufgrund der Corona-Krise ist die Videosprechstunde bei vielen Anbietern gerade kostenlos. Bei Online-Rezepten haben sich die Preise nicht verändert. 

Videosprechstunde

Inzwischen ist es in Deutschland erlaubt, dass Ärzte per Videosprechstunde oder am Telefon beraten. Hier stellen wir drei Anbieter vor, zwei für Erwachsene, einen für Kinder und ihre Eltern.

Teleclinic

Das Münchner Start-up Teleclinic bietet digitale Sprechstunden per Telefon oder Videogespräch auf Englisch oder Deutsch an. Es beraten Fachärzte mit deutscher Zulassung, die in Deutschland oftmals auch eine Praxis führen. Als Privatpatient kann man die Teleclinic-Rechnung bei der Versicherung einreichen. Kassenpatienten zahlen mindestens 37 Euro pro Konsultation.

Theorie: App herunterladen, registrieren, innerhalb eines Tages mit einem passenden Arzt sprechen – damit wirbt die Teleclinic auf der Website. Je nach Diagnose würde der Arzt Medikamente verschreiben, die man entweder in einer Apotheke in der Nähe seines Wohnorts einlöst oder sich nach Hause zuschicken lässt.

Praxis: Die Registrierung hat tatsächlich schnell geklappt, die Terminvergabe erfolgte prompt, nach vier Stunden kam der Rückruf des Arztes. Auch die Bild- und Tonqualität war gut, hier gibt es nichts zu meckern. Wie es mit der Verschreibung von Medikamenten und der Erstattung der Online-Sprechstunde aussieht, kann nicht gesagt werden, weil keine Medikamente verschrieben wurden.

Kry

Konkurrenz bekommt die Teleclinic in Deutschland seit einiger Zeit von einem Big Player im Telemedizin-Bereich. Das schwedische Unternehmen Kry bietet ebenfalls seine Dienste in Deutschland für englischsprachige und deutschsprachige Patienten an.

Wie bei Teleclinic beraten Ärzte mit deutscher Approbation und deutschem Facharzttitel per Telefon oder Videosprechstunde. Dabei variieren die Preise. Zwischen Montag und Freitag kostet eine Beratung zwischen 30 Euro und 32 Euro, samstags zwischen 37 Euro und 39 Euro und Sonn- und Feiertags liegt der Preis zwischen 43 Euro und 46 Euro. Wie bei der Teleclinic gilt: Bei Fragen zum Coronavirus muss nichts gezahlt werden.

Das schwedische Unternehmen Kry bietet eine Telesprechstunde auf Deutsch an.
Dashboard in der Kry-App, ©Screenshot_Kry

Theorie: Kry funktioniert im Prinzip genauso wie die Teleclinic, man lädt eine App herunter, registriert sich und vereinbart einen Termin. Auch die App von Kry ist ähnlich aufgebaut, wie diejenige der Teleclinic. Die wichtigste Funktion – die Terminbuchung – ist am prominentesten positioniert. Entweder man bucht direkt einen Termin oder man gibt seine Symptome ein und wird dadurch zu einem passenden Arzt geleitet.

Praxis: Das Herunterladen der App geht schnell und die Registrierung ist in einer halben Minute erledigt. Auch die Terminbuchung ist einfach und unkompliziert. Im Vergleich zur Teleclinic wurde hier sogar ein Termin innerhalb von einer Stunde angeboten. Dabei war die Internetverbindung und die Videoqualität bis auf zwei kurze Verzögerungen sehr gut. Deshalb kann auch für den Telemedizindienst von Kry eine Empfehlung ausgesprochen werden.

Neben den beiden oben genannten Unternehmen gibt es weitere Telemedizin-Anbieter für Erwachsene, die ihre Teleberatung derzeit bei einem Coronavirus-Verdacht kostenlos anbieten. Darunter: Die Deutsche Arzt AG, Gemedo, Arztkonsultation.de und Jameda.

Kinderarztnow

Ein charmantes Angebot für Eltern hat sich der Berliner Kinderarzt Jan Falkenberg mit seiner Telemedizin-Plattform Kinderarztnow.de ausgedacht. Das Projekt ist erst Ende März 2020 gestartet, war aber schon vor der Coronakrise geplant.

Kinderarztnow
Kinderarzt und Gründer von Kinderarztnow: Jan Falkenberg, ©privat

Theorie: Kinderarzt.now ist für Eltern gedacht, die sich bei Krankheit ihrer Kinder schnell und unkompliziert einen Rat einholen wollen. Falkenberg berät selbst auf Deutsch oder Englisch. Seine Kollegin Nora Laske bietet eine Beratung auf Deutsch, Russisch und Englisch an. Anders als die zuständige Kinderarztpraxis ist die Plattform auch am Abend bis 21 Uhr und am Wochenende erreichbar. Die Kosten pro Beratung liegen bei mindestens 28 Euro für Selbstzahler und Privatversicherte. Termine werden per Telefon oder online vergeben.

Praxis: Wenn man bei der Hotline anruft, nimmt Herr Falkenberg selbst die Anfrage entgegen und bucht Termine ein. Man bekommt dann eine SMS aufs Handy, die einen Link zur Anmeldemaske und einen Pin enthält. Die Anmeldung klappte reibungslos und das Bild baute sich auch auf, allerdings hat der Ton beim Test nicht funktioniert. Das Projekt stecke noch in den Kinderschuhen, so Herr Falkenberg auf Nachfrage. Unser Tipp: Trotzdem ausprobieren, zumindest bei einem Coronavirus-Verdacht. Von 12 Uhr bis 14 Uhr gibt es eine kostenlose Corona-Sprechstunde.

Online-Rezept

Meist endet die Sprechstunde beim Arzt damit, dass ein Medikament verschrieben wird. Inzwischen gibt es verschiedene Unternehmen, die den Verschreibungsprozess bei bestimmten Problemen verschlankt haben. Man füllt nur einen Online-Fragebogen aus und bekommt das jeweilige Medikament per Post zugeschickt.

Zava

Zava ist einer der großen Anbieter für Online-Rezepte in Europa. Gegründet wurde das britische Unternehmen im Jahr 2010, inzwischen werden rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, vornehmlich in London. Der Service ist auf Englisch und Deutsch verfügbar.

Ärzte bei Zava sind fest angestellt und stellen Rezepte zu dreißig verschiedenen Erkrankungen beziehungsweise Störungen aus, wie zum Beispiel Haarausfall, Blasenentzündung oder Sodbrennen. Hier steht bei welchen Problemen Medikamente verschrieben werden.

Theorie: Um ein Medikament zu bestellen, müsse man sich nur auf der Website von Zava registrieren, um dann die notwendige Behandlung auszuwählen, so das Unternehmen. Dann fülle man einen Online-Fragebogen aus, und schicke ihn ab. Nachdem eine Ärztin das Rezept geprüft und freigegeben habe, wird es entweder nach Hause gesandt oder zu einer Apotheke in der Nähe. Bezahlen könne man mit Paypal, per Kreditkarte oder Rechnung.

Praxis: Das Einloggen und bestellen auf der Website geht schnell und unkompliziert. Je nachdem für welche Behandlung man sich interessiert, wird man Schritt für Schritt durch den Bestellprozess geleitet. Für jedes Medikament, das man ordert, kommt eine Behandlungsgebühr hinzu. So kostet ein Nasenspray gegen Heuschnupfen (Nasonex) beispielsweise 20,04 Euro, die Behandlungsgebühr beträgt 19 Euro. Die Bezahlung ist, wie angegeben, mit Paypal, per Kreditkarte oder Rechnung möglich.
Auch die Anlieferung des Medikaments verlief unkompliziert. Drei Tage nach Bestellung wurde per Briefkasteneinwurf ausgeliefert. Wermutstropfen: Man zahlt die 39 Euro als Kassenpatient aus eigener Tasche. Zava ist eine in London registrierte Arztpraxis, es verschickt kein rotes Kassenrezept. Die Verordnungen auf einem roten Kassenrezept werden von der gesetzlichen Krankenkasse in der Regel übernommen.

Fernarzt

Fernarzt funktioniert im Prinzip genauso wie Zava: Man füllt online einen Fragebogen aus, bestellt das Medikament und lässt es sich nach Hause liefern oder holt es bei einer Apotheke in der Nähe ab. Wie bei Zava geben englische Ärzte das Rezept frei, der Rezeptversand erfolgt über eine niederländische Apotheke. Allerdings ist die Liste mit 26 Krankheiten, die behandelt werden, etwas kürzer als bei Zava und nur auf Deutsch verfügbar.

Praxis: Das Spray gegen Heuschnupfen Nasonex kostet 20,04 Euro, genau so viel bei Zava und auch die Behandlungsgebühr von 19 Euro ist identisch. Vorteilhaft: Bei Fernarzt kann man auch als Gast bestellen und muss sich nicht registrieren. Genau wie bei Zava wird man in wenigen Minuten durch das Online-Fragenprotokoll geleitet. Man kann per Rechnung, per Kreditkarte oder per Sofortüberweisung bezahlen.

Medikamente von Zavamed und Fernarzt
Bestelltes Medikament bei Zava und Fernarzt okay: Nasenspray in Originalverpackung und mit Beipackzettel. ©privat

In der Bestellbestätigung per Mail wird darauf hingewiesen, dass es Corona-bedingt zur Verzögerung bei der Medikamentenlieferung kommen kann. Allerdings war das Heuschnupfenspray in Originalverpackung und mit Beipackzettel ebenfalls nach drei Werktagen im Briefkasten. Negativ: Auch hier muss man die 39,04 Euro selbst zahlen. Außerdem wurde auf dem Rezept bei der Medikamenteneinnahme auf das falsche Medikament eingegangen. Es stand dort etwas von der Einnahme von Filmtabletten, obwohl ein Nasenspray ausgeliefert wurde. Die Firma Fernarzt entschuldigte sich auf Nachfrage und schrieb: „Das scheint der erste Vorfall dieser Art zu sein. Selbstverständlich haben wir alle Maßnahmen getroffen, um ein wiederholtes Aufkommen zu verhindern.“

Fazit: Grundsätzlich funktionieren die beiden Dienstleistungen Online-Rezept und Videosprechstunde in Deutschland. Insbesondere bei einem Coronavirus-Verdacht ist es sinnvoll, die kostenlose Videosprechstunde zu nutzen. Bei allen anderen Fragestellungen sowie Online-Rezeptdiensten müssen Kassenpatienten die Kosten in der Regel aber selbst tragen.