Erfahrungsbericht Brustkrebs
„Nach zwei Krebsdiagnosen vermeide ich Stressfaktoren so gut es geht", sagt Sara Kulartz (im Bild). Foto: ©privat

Bei der ersten Brustkrebsdiagnose im Jahr 2015 ist Sara Kulartz noch optimistisch. Aber dann metastasiert der Krebs einige Jahre später in die Knochen. Was sie nicht wusste: Auch bei Knochenmetastasen können Frauen noch jahrelang leben.  

Ein Bericht von Sara Kulartz 

Ich hatte schon einen auffälligen Knoten in der Brust, der von meiner Gynäkologin regelmäßig überwacht wurde. Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung stellte sie dann im Dopplerultraschall eine Veränderung fest. Sie ließ eine Stanzbiopsie durchführen. Es wurden mehrere Proben aus demselben Knoten entnommen und ins Labor geschickt. Die Wartezeit bis zum offiziellen Befund hielt ich nur schwer aus. Es war psychisch sehr belastend. Ich machte mir große Sorgen, schlief schlecht und aß nur noch wenig.
Als die Diagnose Brustkrebs feststand, war ich zunächst sehr niedergeschlagen. Aber nach dem ersten Schock dachte ich: Ich zieh’ die Therapie durch, dann wird das schon! Bei Brustkrebs gibt es gute Heilungschancen, sodass ich auch zuversichtlich war.

Man wächst mit der Krankheit

Wie die Menschen auf so eine Diagnose reagieren, ist ganz unterschiedlich. Einige möchten überhaupt nicht darüber reden. Ich allerdings ging von Anfang an sehr offen mit der Diagnose um. Ich bezog Menschen, die mir nahe stehen, von Beginn an ein. Sie wussten immer, wie es mir gerade ging. Das stärkte die Beziehungen deutlich. Ich konnte dann auch offen kommunizieren, wenn ich mal jemanden brauchte, der mich zur Chemotherapie fuhr.

Meine Familie und Freunde waren natürlich sehr betroffen. Aber ich stellte fest: Wenn ich mich mit der Krankheit beschäftige und daran wachse, wachsen die Menschen in meinem Umfeld mit. Sie durchlebten die Stadien zwischen Schock und Optimismus mit mir zusammen. Wir lebten damit.

Ein Krebs mit hoher Teilungsrate

Vor der brusterhaltenden Operation, in dem das Krebsgewebe entfernt werden sollte, rieten mir die Ärzte zu einer Chemotherapie. Dadurch sollte sich der Knoten, der die Größe einer Walnuss hatte, verkleinern. Sie klärten mich auf, dass bei dieser Größe nach der operativen Entfernung des Tumors eine Delle in meiner Brust zurückbleiben würde. Meine Gynäkologin und ich waren kein Fan der Chemotherapie. Ich wollte lieber mit einer Delle herumlaufen, als eine chemotherapeutische Behandlung zu bekommen. Deshalb lehnte ich die Chemo ab.

Die Operation und die Heilungsphase danach liefen sehr gut, ohne Komplikationen. Doch leider war die Situation im Krankenhaus chaotisch. Es behandelten mich sieben verschiedene Ärzte, keiner fühlte sich für mich zuständig. Am Ende wanderten versehentlich Ergebnisse einer anderen Brustkrebspatientin in meinen Entlassungbrief. Das war sehr belastend.

Das entfernte Tumorgewebe wurde auf Drängen meiner Gynäkologin hin im Labor auf die Teilungsrate hin untersucht. Es stellte sich heraus, dass meine Krebserkrankung eine besonders hohe Teilungsrate hatte und damit auch das Rückfallrisiko besonders hoch war. Deshalb brauchte ich doch noch eine Chemotherapie.

Ich konnte nur noch zehn Meter zu Fuß gehen

Nach dem Chaos im Krankenhaus entschied ich mich, die Chemotherapie in einer onkologischen Praxis zu machen. Meine Freunde wechselten sich ab: Sie fuhren mich zum Termin und holten mich auch wieder ab. Für die Strahlentherapie beantragte ich einen Taxischein von der Krankenkasse. Auch hier achtete ich vor dem Therapiebeginn darauf, mir ein gutes Strahleninstitut auszusuchen. Wer hat die neusten Maschinen? Wer betreut mich wirklich gut? An diesen Fragen orientierte ich mich bei der Wahl. Das funktionierte gut, denn es fiel kein Termin aus und meine Wartezeiten waren nur kurz.

Nach der Chemo- und Strahlentherapie erhielt ich auch Medikamente zur antihormonellen Behandlung. Denn der Brustkrebs ernährt sich von den weiblichen Wachstumshormonen. Demnach muss deren Produktion möglichst reduziert werden. Immer wieder traf ich Frauen, die mit den Nebenwirkungen der antihormonellen Behandlung haderten. Die frühzeitige Menopause oder der Haarverlust belasteten viele.

Ich aber litt sehr stark an den Nebenwirkungen der Chemotherapie und Bestrahlung. Ich musste auch viel Kortison einnehmen, sodass ich am Ende auch das klassische Mondgesicht hatte. Aber diese äußerlichen Veränderungen interessierten mich kaum. Ob ich nun Haare hatte oder nicht, war mir gar nicht wichtig. Wichtig war mir nur, gesund zu werden.


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