Wie erleben werdende Mütter die Schwangerschaft in Deutschland? Wie werden sie bei der Geburt betreut und was passiert danach? Ein kleiner Überblick.

„Darf ich mein Heuschnupfen-Spray weiterhin einnehmen? Ist die Tüte Chips am Abend noch drin? Muss ich meinen Teneriffa-Urlaub absagen? Wenn schwangere Frauen zum ersten Mal ihren Frauenarzt besuchen, haben sie viele Fragen. Deshalb steht die Beratung bei dem ersten Treffen im Vordergrund. Aber auch verschiedene medizinische Untersuchungen werden vorgenommen, einerseits um die Schwangerschaft zweifelsfrei festzustellen, andererseits um mögliche Erkrankungen der Frau, die zu Komplikationen führen könnten, auszuschließen.

Mutterpass immer bei sich tragen

Während der Schwangerschaft besucht die werdende Mutter den Frauenarzt regelmäßig. Sie erhält ein Heft, den sogenannten Mutterpass, hier werden alle Untersuchungen eingetragen. Falls ein Notfall eintritt, kann ein fremder Arzt ihren Gesundheitszustand dann sehr gut einschätzen. Deshalb raten Frauenärzte ihren Patientinnen, den Mutterpass immer bei sich zu tragen, so wie ein Ausweisdokument.

Bei den Vorsorgeuntersuchungen wird die Schwangere gewogen, damit der Arzt sehen kann, wie schnell sie zunimmt. Außerdem misst er ihren Blutdruck. Ist er zu niedrig, kann dies Kreislaufprobleme verursachen, ist er zu hoch, muss der Arzt sicher gehen, dass die Schwangere nicht an einer Bluthochdruckerkrankung leidet. Des Weiteren wird bei jedem Besuch eine Urinprobe genommen, denn Zucker oder Eiweiß im Urin können auf schwangerschaftsbedingte Krankheiten hindeuten. Besonders ergreifend sind für viele werdende Eltern die Ultraschalluntersuchungen, die den Herzschlag des Kindes und den Körperwachstum zeigen.

Kreissaal oder Hausgeburt?

98 Prozent der Frauen bringen ihren Säugling in Deutschland in einem Klinikum zur Welt. Hier kann die Mutter sicher sein, dass ihr Kind eine optimale medizinische Versorgung erhält. Wenn Komplikationen auftreten, greift der Arzt oder die Hebamme sofort ein. Insbesondere bei einer erhöhten Gefährdung des Säuglings bei der Geburt, sogenannten Risikogeburten, wird schwangeren Frauen der Besuch eines Klinikums dringend empfohlen.

Ist die Schwangerschaft problemlos verlaufen, kann sich die Mutter auch für eine Geburtsklinik oder eine Hausgeburt entscheiden. Eine Geburtsklinik ist eine Einrichtung, in der unter der Leitung einer Hebamme die Geburt stattfindet. Medizinische Geräte treten hier in den Hintergrund. Stattdessen gibt es Sitzbälle, Betten und Badewannen. Auch das Verhältnis zur Hebamme ist intimer als zu den behandelnden Medizinern im Krankenhaus, weil die Mutter sie zuvor bei Geburtsvorbereitungskursen und anderen Treffen kennengelernt hat.

Noch familiärer ist eine Hausgeburt, die in den eigenen vier Wänden der Schwangeren stattfindet. Hier kann eine Hebamme dabei sein, allerdings ist ihre Anwesenheit nicht gesetzlich vorgeschrieben. Manche Frauen lassen sich bei ihrer Niederkunft im eigenen Wohnzimmer nur von ihrem Partner, nahen Verwandten oder Freunden helfen.

Die Tage und Wochen danach

Nach der Geburt besucht eine Hebamme die Mutter zuhause, um ihr bei der Versorgung des Säuglings zu helfen. Wie ist das Trinkverhalten? Wie gut heilt der Nabel ab? Was ist bei Milchstau in der Brust zu tun? Wann kann der erste Spaziergang erfolgen? Diese und viele weiteren Fragen werden besprochen. Besucht die Hebamme die frischgebackene Mutter zu Beginn oft noch jeden Tag, werden ihre Besuche mit der Zeit seltener, bis Mutter und Kind ein eingespieltes Team sind und ihre Ratschläge nicht mehr benötigen.

Und wer zahlt das alles? Für werdende Eltern ist die medizinische Betreuung rund um die Geburt nicht mit erhöhten Ausgaben verbunden. Denn die gesamte Vorsorge, die Betreuung bei der Geburt und die Nachsorge werden von der Krankenkasse getragen. Anders als in den USA, wo bei der medizinischen Absicherung Wahlfreiheit herrscht, ist eine Krankenversicherung in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Monatlich zahlt man einkommensabhängige Beiträge, dafür ist man im Krankheitsfall, oder eben bei einer Geburt, versichert.