Als Dr. med. Thorsten Gehrke sich am späten Nachmittag zum Gespräch trifft, hat er bereits fünf Patienten operiert. Etwa 3000 Menschen werden jedes Jahr an seiner Klinik, der Helios Endo-Klinik Hamburg, mit einer neuen Hüfte versorgt. Wann ist der richtige Zeitpunkt für die OP gekommen? Wie lange dauert der Eingriff? Und wann können Patientinnen und Patienten wieder schmerzfrei gehen? Darüber spricht Gehrke im Videointerview. Unten finden Sie Auszüge aus dem Interview mit zentralen Aussagen.
Wann wissen Patientinnen und Patienten, dass eine Operation notwendig ist?
Dr. Gehrke betont, dass es sich um einen Elektiveingriff handelt, der Zeitpunkt also von den Betroffenen gewählt wird. Ausschlaggebend seien Schmerzen und eingeschränkte Mobilität: Wer nur noch kurze Strecken schafft, Reisen meidet oder Nächte nicht mehr durchschläft, erlebt eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität und denkt verstärkt über die Implantation der Prothese nach. Gehrke betont aber, dass der Patient oder die Patientinnen nicht vom Operateur in eine bestimmte Richtung gedrängt werden sollte: „Die Entscheidung überlasse ich immer den Patienten; sie wählen Zeitpunkt und Ort der Operation.“
Was sind die häufigsten Ursachen für eine Hüftprothese?
In 70–80 % der Fälle liegt Arthrose vor. Daneben spielen Vorerkrankungen eine Rolle: allen voran die Hüftdysplasie sowie Knochennekrosen des Hüftkopfs, u. a. begünstigt durch langfristige Kortisoneinnahme, Chemotherapie, exzessiven Alkoholkonsum oder Stoffwechselstörungen. Auch frühkindliche Störungen können eine Prothese notwendig machen.
Ist man „zu jung“ für eine Hüftprothese?
Nein. Bei massiven Einschränkungen rät Dr. Gehrke auch Vierzigjährigen vom langen Zuwarten ab: „Sonst verpasst man 20 seiner besten Jahre.“ Moderne Prothesen erreichen Standzeiten um 30 Jahre; ein Wechsel ist möglich und in spezialisierten Zentren Routine.
Zementiert oder unzementiert – was hält länger?
Die Haltbarkeit sei vergleichbar. Große Register zeigen bei zementierten Systemen teils geringere Komplikationsraten (z. B. weniger Brüche). „Wenn man es vernünftig macht, halten die genauso lange.“
Ist es sinnvoll, sich eine Zweitmeinung einzuholen?
Ja, und sie ist gesetzlich verankert. Dr. Gehrke: „Ich bin ein großer Befürworter der Zweitmeinung – sie stärkt das Vertrauen.“
Wie finde ich eine geeignete Klinik?
Wichtigstes Kriterium ist die Eingriffshäufigkeit: „Das ist das erste, zweite, dritte Kriterium.“ Zusätzlich zählen Hygiene, Personalausstattung und vollständige Infrastruktur.
Wie lange dauert die Operation – und wie lange bleiben Patienten im Krankenhaus?
Bei geübten Operateuren liegt die OP-Dauer einer primären Hüftprothese deutlich unter einer Stunde (abhängig vom Schwierigkeitsgrad). In der Helios Endo-Klinik bleiben Patientinnen und Patienten zwei bis drei Jahre auf Station. International werden teils sogar ambulante Entlassungen am OP-Tag praktiziert.
Was erwartet Patienten zu Hause – benötigen sie Hilfe im Alltag?
Die Selbstständigkeit ist rasch wiederhergestellt, doch in den ersten Tagen sind Unterstützung beim Einkaufen, Kochen und Haushalt sinnvoll. Bei Bedarf helfen ambulante Dienste. Die Verlaufskontrollen übernehmen meist die niedergelassenen Orthopädinnen und Orthopäden (z. B. nach 1, 5 und 10 Jahren)
Wie schnell sind Patienten wieder mobil – und wann darf man Auto fahren?
Das Schmerzniveau nach der Hüft-OP ist meist niedrig. Viele gehen nach circa zwei Wochen wieder ohne Stützen. Autofahren ist oft nach etwa vier Wochen, Fahrradfahren nach fünf bis sechs Wochen möglich.
Sport mit Hüftprothese – was geht?
Grundsatz: „Alles, was man vorher gut konnte.“ Dazu zählen Golf, Tennis, Skifahren; Kontaktsport in Eigenverantwortung. Joggen/Marathon wird wegen repetitiver Stoßbelastung zurückhaltend empfohlen – Ausnahme: sehr geübte Vorfußläufer, die sauber abfedern.
Wie zufrieden sind Patientinnen und Patienten nach der Operation?
Sehr zufrieden: 95–96 % berichten über ein gutes Ergebnis. „Die Hüfte ist eine extrem dankbare Operation“, sagt Gehrke.
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